Die Regisseurin Caroline Kapp (München) und die Performancekünstlerin Julia Nitschke (Bochum) arbeiten seit drei Jahren an absurden Performances zur Gesellschaftspolitik.
Dabei hinterfragen sie Erinnerungspolitiken und Identitätskonstruktionen in Bezug auf Deutschland, das Land, in dem sie geboren und aufgewachsen sind. Sie finden: Hier und da gibt es ein paar gute Momente, aber insgesamt klafft ein Abgrund auf, blickt man auf den Umgang mit rechter Gewalt, der durch Hanau und den NSU immer deutlicher wird.
In ihrer Performancereihe 'Labern übers eigene Land' arbeiten sie sich daher an tagespolitischen Ereignissen in Deutschland vor dem Hintergrund deutscher Geschichte ab. Der Titel der Performance ist eine Referenz an das Format ‘Reden übers eigene Land: Deutschland’, das zwischen 1983 und 1995 an den Münchner Kammerspielen stattfand. Diesem lag eine ambivalente historische Referenz zugrunde, jene Reden, die Johann Gottlieb Fichte 1807 und 1808 zur Schulung des ‘deutschen Charakters’ hielt. Mit dem erneuten Aufgreifen dieser Formate überschreiben die beiden Künstlerinnen das Vergangene. Nicht in dem sie eine lineare Kritik formulieren, sie umkreisen ein Sujet, verlassen es, mäandern, nehmen es über assoziative Umwege wieder auf und etablieren eine künstlerische Praxis, die sich auch als politische Praxis versteht.